STURM (2013)

Der ehemalige Wasserfilter auf dem Bruderholz (Filter4) bietet die idealen Rahmenbedingungen, um mit den Elementen der Natur in Kontakt zu kommen. Das Wasser ist auch nach der Umgestaltung des Raumes allgegenwärtig: es tropft von der Decke, die Luft ist feucht, und der Sandboden erinnert an ein Flussbett oder einen Strand am Meer. Durch die vielen Gewölbe und Säulen entsteht zudem eine aussergewöhnliche Akustik, die das Experimentieren mit Geräuschen und Klängen geradezu provoziert. Der Raum soll deshalb mit seinen akustischen Eigenheiten im ganzen Konzert miteinbezogen werden, wobei vor allem die Auftragskompositionen von Beat Vögele darauf eingehen werden.

Den musikalischen Rahmen für das Konzert bilden zwei unterschiedliche Vertonungen eines Textes von William Shakespeare: «Full Fathom Five» stammt aus dem Theaterstück «The Tempest» und beschreibt den Seelenzustand eines Menschen, dessen Vater gestorben ist. Die beiden Vertonungen von Jaakko Mäntjyärvi und Frank Martin stellen den grossen Verlust dar und thematisieren die Schwierigkeit, einen Menschen loszulassen. Ein weiterer Sturm der Seele zeigt sich im Stück «Love’s Tempest» von Edward Elgar, das die Unruhen beschreibt, die ein geliebter Mensch in einem auslösen kann. Im Zentrum des Programms steht mit «Cloudburst» ein Werk von Eric Whitacre. Es zeigt den Zyklus eines Gewitters, vom Auftürmen der Wolken bis zum beruhigenden Regen nach dem Wolkenbruch. «Cloudburst» wird von einer Liedersammlung von Veljo Tormis umrahmt, die sieben unterschiedliche Herbstlandschaften illustriert. Auch das Stück «The Cloud-Capp'd Towers» von Ralph Vaughan Williams basiert auf einem Text aus «The Tempest» und stellt dar, was nach dem Sturm noch übrig bleibt: in Nebel gehüllte Türme und Paläste, die trostlos in der Landschaft stehen. Es ist kein Lebenszeichen mehr vorhanden…

Mit Ausnahme von «Cloudburst» sind alle Werke für gemischten Chor a cappella. Die sechs Stücke des jungen Basler Komponisten Beat Vögele gehen auf die Stimmungen dieser Werke und und versuchen, sie so miteinander zu verbinden, dass ein Gesamtkunstwerk entsteht, das einen Bogen über das ganze Programm zu spannen vermag. Dabei spielt in den Stücken von Beat Vögele – als Kontrast zu den anderen Werken – das Klangereignis «Geräusch» eine grosse Rolle: wie bei «Cloudburst» wird der Chorklang dabei durch den Einbezug von Perkussionsinstrumenten ergänzt, was eine grosse Spannbreite von Klängen ermöglicht. Mit diesem Material wird unter Einbezug der speziellen akustischen Räumlichkeiten und auf Grund von Instruktionen des Komponisten improvisatorisch gearbeitet.

Als literarische Grundlage der sechs Stücke von Beat Vögele diente die Novelle «La Sirena» von Giuseppe Tomasi di Lampedusa. Der Sturm der Liebe und der Wahnsinn, der den Hauptakteur in den Selbstmord treibt, zeigen in einem grossen Bogen, die tragische Geschichte eines in die Verzweiflung getriebenen Menschen.

Reaktionen

«Die Programmzusammenstellung "Sturm" hat mir sehr gut gefallen, Eure Präsentation in dem sehr speziellen Ambiente des Filter4 war beeindruckend, die Choreographie im Raum, dass Ihr auswendig gesungen habt und mit welcher Intensität Ihr in Eurer Musik wart. In dem zerklüfteten Raum war es sicher nicht einfach, den Kontakt zueinander zu halten, es ist Euch dennoch durchweg gelungen: die räumlichen Effekte im Klang waren ausserordentlich spannend zu hören. Euer Ensemble hat ein bemerkenswertes Verständnis der Harmonik, das hat mir besonders gut gefallen, die Textverständlichkeit war gut, der Klang insgesamt sehr plastisch und doch gut gemischt. Wunderbar auch, dass Ihr tiefe Bässe habt und homogene Tenöre mit müheloser Höhe – toll!
Ich freue mich schon auf das Vergnügen, Euer nächstes Programm zu hören!»
— Prof. Elke Hofmann, Leiterin Studiengang Master of Arts in Komposition / Musiktheorie an der Hochschule für Musik Basel

«Der "Sturm" ist berührend, aufwühlend, das Ensemble genial, der gewählte Aufführungsort hätte besser nicht sein können, ich bin überwältigt. Ein grosses Dankeschön Euch allen für dieses wunderbare Erlebnis.»
— Heidi Scholer, Leiterin Swisslos-Fonds Sicherheitsdirektion BL

«Da schwingt grosses Theater mit, das Vokalensemble pourChoeur erobert und besetzt die einmalige Klangkulisse des Filter4 im Sturm. Vielseitig, überraschend, betörend: Ein Ohrenschmaus dank ebenso starken wie subtilen Tönen.»
— Bernard Gutknecht, Basel